Fast zwei Wochen ist es nun her, das Fallout 4 veröffentlicht wurde. Das Bethesda-Titel generell immer relativ stark polarisieren ist ja nichts neues – aber Fallout 4 scheint es hier noch ein Stück weiterzutreiben, als seine Vorgänger.
Wir gehen in diesem Bericht den Vorwürfen der Community nach und prüfen ob die Erwartungen schlichtweg zu hoch waren, oder die Community mit ihrer Kritik recht hat.
Hinweis: Wir beziehen uns in diesem Bericht ausschließlich auf die PC-Version.
[!! Spoilerwarnung !!] – Einige Inhalte dieses Beitrages können kleinere oder größere Spoiler des Spielsgeschehens von Fallout 4 enthalten!
Inhaltsverzeichnis
Grafik
Ein Thema über das man wochenlang diskutieren könnte – die Grafik. Zugegeben, vergleicht man Fallout 4 mit Titeln wie The Witcher 3 ist die Grafik „schlechter“.
Stellt man die Grafiksettings von Fallout 4 aber wirklich hoch und vernünftig ein, sieht das Spiel trotzdem richtig gut aus – das kommt nicht zuletzt daher, das die Fallout-Reihe genauso wie viele andere Franchises ihren eigenen „Grafikstil“ hat.
Besonders beim Thema Grafik kann man sich wirklich totdiskutieren – zuviele Faktoren wie persönlicher Geschmack und subjektive Beurteilung ob ein Spiel „gut“ aussieht spielen in diese Bewertung hinein, um eine „allgemeingültige“ Wertung hierzu abzugeben.
Wir für unseren Teil finden das Fallout 4 wirklich gut aussieht – auch wenn einige Dinge vielleicht noch eine Extra-Politur hätten vertragen können.
Die ersten Grafik-Presets und Optimierungs-Mods sind ebenfalls schon erschienen – und befriedigen die „Gier“ all derjeniger, die nach immer „besserer“ Grafik streben.
Atmosphäre
Eine glaubhafte, atmosphärische und in sich schlüssige Postapokalypse-Welt zu erschaffen ist eine Kunst – und dass was sich viele von Fallout 4 erhofft haben.
Hier spielt natürlich auch wieder der subjektive Eindruck und Geschmack mit rein – aber aus unserer Sicht ist es Bethesda gut gelungen, das Feeling des angestrebten Settings zu transportieren.
Eine gut passende Mischung aus Weltgestaltung, passenden NPCs und auch dem Design von kleinen Locations, die ihre eigene kleine Geschichte erzählen – untermalt mit einem schön komponierten Soundtrack und glaubhaften Ambient-Sounds.
Viele Ereignisse passieren auch ohne zutun des Spielers – so bekämpfen sich die unterschiedlichen Gruppierungen gegenseitig und wir schlittern immer wieder in Situationen wie kleinere Scharmützel oder ausgewachsene Gefechte.
Die Spielwelt wirkt lebendig (sofern das für das postapokalyptische Ödland möglich ist ;)) und man verliert sich leicht darin – eine Aspekt der durchaus für das Spiel spricht.
Hier hat Bethesda geliefert – ohne wenn und aber.
Schwächen bei der KI
Ein Punkt der immer wieder angesprochen wird, ist die KI. Man ist von Bethesda´s Titeln kleinere Aussetzer gewohnt – aber irgendwie bekommt man bei Fallout 4 mitunter das Gefühl, als wäre die KI nicht ganz auf der Höhe des Jahres 2015 angekommen.
Begleiter
Ein nettes Feature ist das Begleitersystem, bei wir mit einem Kompanion unserer Wahl durch das Ödland ziehen können. Allerdings tun sich hier auch einige Schwächen auf.
Die Begleiter haben das „Talent“ oft im Weg zu stehen und müssen dann mitunter aufwendig herumgeschickt werden, damit man engere Passagen wieder passieren kann.
Auch ihre Zielgenauigkeit lässt oft zu wünschen übrig – sodass sich das ausrüsten von vernünftigen Waffen manchmal nur bedingt lohnt.
In unserem Test verrieten Sie uns auch recht oft beim schleichen oder liefen quasi direkt durch die Gegner, die wir vorher aufwendig umschlichen hatten.
Gegner
Die Gegner in Fallout 4 haben es durchaus in sich, garkeine Frage. Oft sind wir selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad gestorben oder wurden von ihnen in Bedrängnis gebracht.
Aber mindestens genauso oft konnten wir über die Reaktionen der Gegner-KI nurnoch müde lächeln.
Während ihre Kameraden im Nebenraum mit einer Minigun weggeholzt werden, bleiben sie starr in ihrem Zimmer stehen und vergessen nach kurzer Zeit schon völlig das überhaupt etwas passiert ist – und wundern sich dann erneut wenn um sie herum die „Welt untergeht“.
Egal ob wir mit einer Powerrüstung von einer Brücke hinter ihnen herunterspringen und die halbe Stadt wackelt – oder in einiger Entfernung mit Raketen oder der Minigun um uns ballern – tuen wir all das nicht in einer bestimmten Mindestdistanz, interessiert es sie ganz einfach nicht.
Komisch dagegen ist das Verhalten bei direkten Angriffen – denn auch wenn wir ein schallgedämpftes Scharfschützengewehr aus großer Entfernung benutzen, rennen die Gegner in der direkten Umgebung unseres Ziels manchmal so zielstrebig auf uns zu, als würden unsere Kugeln eine Sirene und roten Tracer-Rauch montiert haben.
Diese Spagat zwischen totaler Ignoranz von Dingen die nur wenige Meter entfernt passieren und direkter Reaktion auf Ãœberraschungsangriffe passt weder zusammen noch wirklich zu einem Vollpreistitel im Jahr 2015 – hier kann man den Kritikern durchaus recht geben.
Questsystem
Das Questsystem in Fallout 4 ist im Grunde so wie das jedes anderen Rollenspiels auch – gehe hierhin, töte diese Monster, melde dich zurück.
Oder auch: Gehe dorthin, hole Gegenstand X und bringe ihn zu Person Y.
Das ist erstmal nicht überraschend, wenn die Aufgaben nicht mitunter so extrem gleich wären – auch direkt hintereinander.
Wie oft wir Sanctuary Hills von Raidern oder Ghulen in den 3-4 gleichen Locations in aufeinanderfolgenden Missionen befreit haben – wir haben aufgehört zu zählen…
Hier würde etwas Abwechslung klar gut tun. Questreihen wie die der Mainquest bei der wir beispielsweise entweder gewaltsam oder friedlich den Schlüssel zu Kellogs Haus besorgen können, oder die Konfrontation am Drumlin Diner bei der wir Position beziehen und/oder die Situation friedlich lösen können hätten wir gerne sehr viel öfter im Spiel gehabt.
Generell hätten wir gerne öfter die Möglichkeit Sachverhalte friedlich oder alternativ zu lösen, anstatt einfach immer nur alles umzuholzen.
Genre-Kollegen wie Witcher 3 zeigen, dass das funktionieren kann – und das sehr gut!
Auch hier kann man die Kritik der Presse und der Community durchaus verstehen – auch wenn Fallout 4 einige sehr schicke und gut designte Quests hat.
Neues Dialogsystem
Das neue Dialogsystem – welches sich augenscheinlich eher an Mass Effect als an Bethesda-Vorgängern orientiert sorgt ebenfalls für einige Diskussionen.
Zwar ist es mitunter wirklich spannend sich zu überlegen was genau hinter dem Stichwort „Sarkasmus“ oder dem abgekürzten Satz steckt, der uns zur Auswahl steht – aber andererseits ist es schon zur Standartprozedur geworden vor einem Gespräch abzuspeichern weil der Charakter oft so garnicht so antwortet, wie man es gerne hättet.
Der Aufbau von 4 Antwortmöglichkeiten scheint in einigen Gesprächen auch einfach zu wenig – so gibt es eine Zustimmung, eine sarkastische Antwort, Ablehnung oder eine unsichere Antwort.
Beim Begleiter haben wir als Gesprächsmöglichkeiten deren Meinung zum aktuellen Geschehen, den Stand unserer Beziehung und die Optionen ihn wegzuschicken oder das Gespräch abzubrechen.
Hier wären mehr Zusatzoptionen die eventuell durch Perks/Charisma-Werte beeinflusst werden (meist durch unterschiedliche Färbung markiert) schön gewesen.
Allerdings war die Community hier schon schnell dabei – für die gängigen Sprachen gibt es schon das „alte“ Dialogsystem, bei dem man ersten wieder mit Zahlen auswählen kann und zweitens die vollen Aussagen sieht, zwischen denen man wählen kann, anstatt nur die Stichwörter.
Beiläufige Dialoge
Schön dagegen sind „nicht-getriggerte“ Dialoge – also Äußerungen von Begleitern oder anderen NPCs, die situationsbedingt auftreten und/oder nicht direkt bzw nur teilweise durch den Spieler ausgelöst werden.
Sei es der Begleiter-Kommentar zur Einrichtung einer Location, die Drohung eines Gegners das er uns zerquetschen wird kurz bevor der selbst das zeitliche segnet, ein Kommentar eines NPCs der uns eine neue Gegend auf der Map markiert oder unser Aussehen bewertet.
Das wirkt durchaus erfrischend und macht die Spielwelt lebendig.
User Interface (UI)
Nachdem das Standart-Interface in Skyrim stellenweise schon relativ umständlich und für PC-Spieler alles andere als benutzerfreundlich war, sollte man meinen das Bethesda daraus gelernt hat.
Dem ist leider nicht so – und auch wenn man mit dem UI klarkommt, sobald man sich in alles etwas reingefuchst hat, ist es trotzdem eine Macke die man hätte vermeiden können.
Als bestes Beispiel dient hier der Bau-Modus – auf dem Computer ein Albtraum.
Bis man mit der Maustasten-Rotation etwas so platziert hat wie man es möchte können schonmal einige Minuten vergehen, auch bei recht simplen Platzierungen.
Viele Funktionen sind auch wenig bis garnicht beschrieben oder werden erklärt – das zuweisen von Siedlern an Wachposten oder zum bewirtschaften der Pflanzen beispielsweise mussten wir uns im Internet anschauen – genauso ratlos waren wir bis zur Recherche wie man eine Handelsroute zwischen den Siedlungen anlegt.
Das gesamte Interface macht den Anschein als wäre es rein für Konsolen entwickelt und zum durchscrollen mit Kontrollern anstatt mit Maus und Tastatur gebaut worden.
Nachdem Skyrim diesbezüglich schon einige negative Rückmeldungen erhalten hat, ist es umso überraschender das Bethesda sich auf diesem Punkt ausruht und es wieder „gleich falsch“ macht.
Bugs
Nicht umsonst hat Bethesda den Spitznamen „Bugthesda“ – und auch Fallout 4 macht hier keine Ausnahme. Auch wenn wenige der Bugs extrem störend sind, so gibt es einige die einem wirklich den letzten Nerv rauben können.
So werden Waffen einfach unsichtbar, Begleiter die wir zu einer Siedlung zurückschicken kommen nie dort an und müssen per Konsolen-Befehl wieder hergezaubert werden, NPCs sind nicht mehr ansprechbar oder bestimmte Elemente des UI (z.B. der Pipboy) sind nicht mehr aufrufbar.
Ebenfalls relativ häufig: Das Feststecken auf der Map, welches sich nur durch eine Schnellreise lösen lässt oder NPCs die in Wänden feststecken oder uns festbuggen – was sich auch nur wieder durch einige Konsolenbefehle lösen lässt.
Spielabstürze oder Fehler bei Spielständen sind uns gottseidank bisher selten bis garnicht untergekommen.
Natürlich hat ein so großes und komplexes Spiel wie Fallout 4 auch seine Bugs – alles andere wäre einfach unnatürlich.
Bei manchen der Fehler muss man sich allerdings fragen ob die Entwickler ihr Spiel auch ausreichend selbst getestet haben bzw testen lassen haben.
Fazit: Waren die Erwartungen zu hoch?
Abschließend lässt sich sagen das Fallout 4 einige Macken hat – von denen einige wirklich vermeidbar gewesen wären.
Bethesda scheint sich hier etwas zu sehr auf die moddingfreudige Community zu verlassen um einige mitunter recht grobe Schnitzer zu fixen – wenn es denn möglich ist.
Zumindest unsere Erwartungen waren wohl etwas zu hoch – was aber nicht heißt das Fallout 4 ein schlechtes Spiel ist – keineswegs!
Es macht unendlich viel Spaß das Ödland zu erkunden, Siedlungen aufzubauen und die verschiedenen Storylines vorranzutreiben – allen Wiedrigkeiten zum trotz.
Und damit reihen wir uns wohl in die lange Schlange an Meinungen ein, die das genauso – oder so ähnlich sehen.
Diese Woche soll der erste Patch zum Spiel erscheinen – vielleicht schafft es Bethesda ja einige der Fehler zu beheben – was zu hoffen bleibt.
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